DER SCHMERZMECHANISMUS BEI EINEM TENNISARM
Untersuchungen weißen auf, dass Entzündungszellen bei einem Tennisarm meistens nicht (oder nur in geringer Zahl während der ersten Tagen) anwesend sind. Es ist also die Rede von einer Tendinose und nicht einer Tendinitis. Eine Tendinose ist ein degenerativer Prozess, den man als einen Versuch der Adaption (Anpassung) betrachten kann. Meistens entsteht eine Tendinose, ohne dass ihr ein nachweisbares Trauma oder eine Überbelastung vorausgegangen ist.
Was verursacht die Schmerzen eines Tennisarms?
Über die Ursachen der Schmerzen bei Sehnenverletzungen ist noch wenig bekannt. Aus der Literatur ergibt sich kein einheitliches Bild. Bestimmte Untersuchungen weisen eine erhöhte Konzentration unterschiedlicher Schmerzmediatoren und Substanz P auf, sowie ein erhöhtes Einwachsen von Blutgefässen und Nervenenden in die betroffenen Sehnen. Diese bilden wahrscheinlich die wichtigsten Ursachen für die Schmerzempfindlichkeit bei einer Tendinose. Kennzeichnend ist auch die Zunahme von Matrix (Grundsubstanz) und Wasser zwischen den Fasern und den Zellen. Die Sehnen werden dicker. Dies wäre an sich eine zweckmäßige Reaktion, da dickere Sehnen stärker sind. Ein Nachteil ist, dass die Kollagenfasern ihren Zusammenhang verlieren und weniger fest werden. Die Kollagenfasern sind nicht mehr parallel angeordnet.
Wahrscheinlich ist ein Tennisarm hauptsächlich ein fasziales Problem (Kollagenverdickungen). Dabei spielt das „lateral cubital force Transmission System” (siehe Anatomie) eine wichtige Rolle. Die Einwirkung von zu hohen Ziehkräften auf Sehnenansatz und Knochenhaut resultieren in einem Spannungsfeld im Bereich des Epicondylus lateralis. Man kann sich ein Trampolin vorstellen, wobei die Federn (d.h. die fasciale, kollagene Umhüllung der Muskeln) von allen Seiten am elastischen Tuch ziehen. Die Umgebung des Epicondylus lateralis steht bei einem Tennisarm unter einer kontinuierlichen Spannung, die von selbst nicht abnimmt. Die Spannung in diesem Bereich resultiert in einer erhöhten Kompression der inneren Fasern am Knochenaufsatz, sowie in einer übermäßigen Dehnung der ausseren Muskelfasern. Beides wird den Abbau und die Pathologie verstärken. Auf Dauer wird der Körper auf diese Spannung reagieren mit erhöhter Produktion von Blutgefässen und Einwachsung von Nervenenden, da ein Gebiet mit erhöhter Aktivität mehr Bedürfnis an Kontrolle und Nahrung hat. Die neurale Einwachsung um die neuen Blutgefässe verstärkt jedoch die Symptomatologie: die Schmerzempfindlichkeit wird größer.
Wichtig ist es zu wissen, dass exzentrisches Krafttraining das Einwachsen stoppen kann.
Die Literatur gibt wenig Auskunft über den Schmerzmechanismus bei Tendinosis. Das Thema bedarf noch weitere Forschung, aber die folgenden Erkenntnisse sind wichtig:
- Der Tennisarm ist fast nie eine Entzündung (oder nur in der Anfangsphase).
- Die Schmerzen werden nach aller Wahrscheinlichkeit durch erhöhtes Einwachsen von Nervenenden und Vermehrung von Blutgefässen (Neovaskularisation ist bei 50 % der Patienten anwesend), sowie durch die erhöhte Konzentration von Substanz P und sonstigen Schmerzmediatoren verursacht.
- Größere Belastung hat einen positiven Effekt auf den Heilungsprozess und verringert die Schmerzen des Tennisarms.